Tuesday 2 June 2009

What the press said - from the Kolner Stadt-Anzeiger

Momente von großer Oper

Von Ingeborg Schwenke-Runkel, 02.06.09, 09:41h

Leicht gekürzt, doch nicht minder mitreißend: Händels „Messiah“ in Englisch mit englischen Gästen. Aufgeführt wurde er als Gemeinschaftsproduktion der Henley Choral Society und des Figuralchores der Leichlinger Kantorei.

Leichlingen - Halleluja: Nach dem letzten Ton des „Messiah“ entlud sich die Spannung. Die Menschen sprangen auf und bejubelten die Aufführung. Ein Stückchen Oper, ein Hauch von Tragödie, eine Prise Kammermusik und ganz viel herzbewegende Musik: So lässt sich in aller Kürze der „Messiah“ beschreiben, der Pfingstsonntag die Gemüter in der Leichlinger Aula Am Hammer erhellte, erfreute und erhitzte - nicht mit tausend Zungen gesprochen, wohl aber mit mehr als hundert Stimmen gesungen. Georg Friedrich Händels populärstes Oratorium erklang als Gemeinschaftsproduktion der Henley Choral Society und des Figuralchores der Leichlinger Kantorei.

Die musikdramatische Jesus-Biografie erklang im Original, in Englisch, wie es inzwischen schöner Brauch geworden ist, wenn verantwortungsvolle Musiker am Werk sind. Natürlich war dies auch eine Verbeugung vor den englischen Gästen aus der Partnerstadt, ebenso wie die Geste, sich zum Halleluja zu erheben, so, wie es auf der Insel Tradition ist. Bettina Strübel, das wissen nicht nur Leichlinger Konzertfreunde seit vielen Jahren, ist eine solch verantwortungsvolle Musikerin, die es versteht, die Anforderungen einer Komposition mit den Möglichkeiten der Ausführenden zu verbinden. Das bedeutete für den „Messiah“: elastische, federnde Chorpassagen und ein kammermusikalisch-klares, durchsichtiges Instrumentationsbild. Der Ausdruck ging nicht auf Kosten der Konstruktion verloren. Das heißt: Fugenpassagen, etwa, gerieten nicht zum kompositorischen Selbstzweck, sondern verdeutlichten den Text, indem sie ihn gliederten.

Beispielhaft gelang die Steigerung im dreimaligen Ausruf „Who is this King of Glory“. So erfuhren die Zuhörer nichts von den Mühen des Übens und Einstudierens, doch alles von der beglückenden Erfahrung des Singens. Das war „Musik machen“ im besten Sinn.

Mit Hingabe

Die wenigen, nicht ganz so stimmigen Einsätze mögen allenfalls Beckmesser anmerken, denn Klang als Aussage spielte stets die erste Geige. Auch die Philharmonie Düsseldorf, ein Ensemble, das sich aus freischaffenden Musikerinnen und Musikern zusammensetzt, absolvierte ihren Part nicht als Pflichtübung, sondern spiegelte Händels Wärme und Anteilnahme am Geschehen in pointierten Rhythmen und weichem Melodiefluss. Die Solisten sorgten für Momente von großer Oper - ganz ohne Requisiten, allein durch die Farbe der Tongebung.

Vom jungen Countertenor Daniel Lager wird sicherlich noch viel zu hören sein - eine Stimme mit Zukunft. Christina Müskens vereinigt in ihrem Sopran Lieblichkeit und Klarheit. Wolfgang Thesing (Tenor) zieht ebenso schöne Melodiebögen wie er Koloraturen aufspringen lässt, und Will Dawes überzeugt als Solo-Bassist - wenn er nicht die Henley Choral Society leitet.

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